Einen Stadtteil auf der „grünen Wiese“ zu entwerfen ist heute an fast keinem Ort in Deutschland mehr möglich. In Hamburg entschied man sich daher um die Jahrhundertwende die Entwicklung der sogenannten HafenCity voranzutreiben und auf einem ehemals gewerblichen und industriell genutzten Gelände im Hamburger Hafen zu planen. Hierbei handelt es sich um das größte innerstädtische Stadtentwicklungsprojekt in Europa. In zentraler Lage, in direkter Nähe zur Hamburger Innenstadt, angrenzend an die historische Speicherstadt, hat sich unter Federführung der HafenCity Hamburg GmbH, eine eigens für das Projekt von der Stadt Hamburg gegründete Gesellschaft, ein neuer Stadtteil im Hamburger Hafen über die letzten 20 Jahre entwickelt. In zehn Quartieren findet sich heute eine Mischung aus Wohnen, Arbeiten, als auch Freizeit-, Kultur-, Einzelhandel- und Tourismusangeboten wieder. Ein Großteil der Umsetzung der HafenCity ist bereits abgeschlossen, vereinzelte Areale befinden sich allerdings noch im Bau.

Aus kommunaler Sicht besonders interessant – die Gründung der HafenCity Hamburg GmbH. Sie ist eine hundertprozentige Tochter der Stadt Hamburg und bündelt als städtische Entwicklungsmanagerin, Grundstückseigentümerin und Bauherrin alle Aktivitäten rund um die Entwicklung des Stadtteils. Um in einem derartigen Großprojekt handlungsfähig zu sein und flexibel agieren zu können, ohne für jede Entscheidung verschiedene zuständige Behörden der Stadt einzubinden, kommen die wichtigsten Kompetenzen für die Planung und die Umsetzung in der GmbH zusammen. Während der Tour wurde immer wieder deutlich, dass dieser Schritt eine der wichtigsten Entscheidungen war, um die Komplexität des Gesamtprojekts im vorgesehenen Zeitplan stemmen zu können. Vielleicht ein Weg, der auch in anderen Städten ausprobiert werden kann.

Auch wenn die Entwicklung der HafenCity zu Beginn des Jahrhunderts begann – einer Zeit, wo zirkuläre Wirtschaft noch nicht im Fokus stand wie heute – können dennoch Aspekte eines nachhaltigen zirkulären Bauens in der HafenCity entdeckt werden. So wurde zum Beispiel bereits 2007 mit dem Umweltzeichen HafenCity eine Zertifizierung für nachhaltiges Bauen eingeführt, die seit 2010 für die Grundstücksvergabe verpflichtend ist und dessen höchste Auszeichnungsstufe Platin für alle Gebäudeneubauten in der HafenCity seit 2017 zwingend ist (HafenCity Hamburg GmbH). Seit Juni diesen Jahres besteht mit der DGNB Sonderauszeichnung Umweltzeichen ein weiteres Gebäudezertifikat, das gemeinsam von der DGNB und der HafenCity Hamburg GmbH entwickelt wurde und den aktuellen Standard bezüglich der Nachhaltigkeitsanforderungen für Neuentwicklungen u. a. in der HafenCity bildet. Hiermit werden zum Beispiel Aspekte wie die Ressourcenschonung und eine zirkuläre Ausrichtung beispielsweise bei Baumaterialien und -produkten fokussiert (ebd.). Konkrete Beispiele für Ansätze eines zirkulären Bauens in der HafenCity sind Moringa, ein nach dem Cradle-to-Cardle-Prinzip entwickeltes Wohnhochhaus, oder ROOTS, das höchste Holzhochhaus Deutschlands.
Weitere allgemeine Informationen zur HafenCity lassen sich hier finden.